Sonntag, 25. November 2007

Zeit_zum_Lächeln

Ursprünglich aus Langeweile für den wöchentlichen Schreibwettberwerb auf http://www.storysammlung.de/board.php?boardid=102&sid=4a4c05679902355590648259e6ecdeb5 innerhalb einer Stunde vermurkst, hab ich's letztlich doch gepostet, allein schon wegen der einen Stunde, die ich dran rumgetippselt hab.
Thema war: die vier Elemente


Zeit zum Lächeln

Die Zeit, als frei Lächeln noch möglich war, ist vorbei. Wenn sie sich nicht erinnern will, schaut sie nicht in den Himmel auf. Es ist nicht mehr der selbe Himmel. Nein, er ist es längt nicht mehr. Er ist grau. Und es regnet Asche.
Über der Zitadelle steigt immer noch Rauch empor. Der Brand dauert an, seit Tagen; und selbst der schwere, erdrückende Regenschauer vom vergangenen Abend konnte nicht alle Brandherde ersticken. Von Zeit zu Zeit rumpelt die Erde, grollt tief in ihren Eingeweiden, als berge sie ein riesiges Ungeheuer das sich von düsteren Alpträumen gequält von einer Seite auf die andere wälzt, während das Erwachen immer näher rückt.
Das schmutzige Wasser in den Pfützen steigt und steigt und so manche Pfütze wächst beim Zusehen zu einem See. Und mit jedem Ruck des schlummernden Ungeheuers schwappt es umher und wird mehr. Es ist Salzwasser. Der Ozean holt sich sein Eigentum zurück. Atlantis versinkt.
Sie kann schon das Meerwasser spüren, wie es immer höher und höher steigt, ihr bis zum Hals reicht, in ihren Mund dringt, ihre Kehle hinabrinnt, die Atemwege abwürgt. Sie kann schon sehen, wie alles sich verdunkelt, endgültig; wie sich ein graublauer wogender Schleier über alles legt; wie ein Sog sie mit sich zieht, durch die versinkenden Stadt. Sie kann schon fühlen, wie sie leblos an die steinernen Gebäudemauern stößt, an andere wie sie - leblose Körper. Sie beginnt darin zu schwelgen, in dem Gefühl der Schwerelosigkeit, des gewiegt Werdens, des Vergessens...
Sie wird angerempelt, fällt hin. Ein wilder Windzug schleudert ihr feine schmutzige Wassertröpfchen ins Gesicht. Ihr wird aufgeholfen.
Aus Unachtsamkeit sieht sie auf zum Himmel. Früher lächelte sie, wenn sie zum Himmel aufsah. Er war indigoblau, mit weißen Wolken, die sich gegenseitig gejagt hatten. Aber es ist nicht mehr der selbe Himmel. Jetzt ist er grau, fahl von der in der Luft hängenden Asche, einer vom Vulkan ausgespienen Asche, und grau vom Rauch, der sich nach wie vor flatternden Stoffbahnen gleich in den Himmel schlängelt. In den grauen Himmel.
Das Atmen wird erschwert durch feine Staubpartikel in der Luft. Das Wasser steigt beim Zusehen.
Sie folgt der Menge derer, die einem unausgesprochenen Ruf folgen. Schmutzige Gestalten, die Kleider in Fetzen herabhängend, die Haare filzig und nass und verschmiert mit aufgeweichter Asche.
Sie passiert einen der letzten noch übrigen Brandherde und zuckt vor der Hitze zurück, vor der Wärme die deutlich macht, wie kalt es ist. Die deutlich macht, dass die Sonne ihnen ihre Gnade entzogen hat. Sie ist nicht zu sehen, kein einziger verwirrter Strahl durchdringt die Ascheschicht.
Der Boden grollt und irgendwo stürzen Gebäude in sich zusammen und die Schreie der Begrabenen dringen nur gedämpft an ihre Ohren. Steinchen rieseln von den Dächern der nahen Gebäude, die sich gefährlich neigen, doch dem schlummernden Ungeheur stand halten. Noch. Noch.
Sie muss sich beeilen. Sie weiß nicht, warum. Sie weiß nicht, wohin. Sie weiß nicht, welche Rettung ihnen noch vergönnt sein soll. Sie werden versinken, zusammen mit ihrem größen Stolz; der Stadt, dem einstigen Diamanten des Planeten.
Der Himmel ist grau. Und einst war er blau.
Es gibt doch eine Rettung, nicht wahr? Der Himmel wird wieder blau, nicht wahr? Und die Sonne wird wieder die Berghänge voller Weinreben leuchten lassen, nicht wahr?
Sie ist zu klein um zu verstehen, warum das alles geschieht, aber nicht zu klein um zu verstehen, dass diese Hoffnung Selbstbetrug ist. Denn die Elemente holen sich ihr Eigentum zurück, den Garten Eden, Atlantis, die Wiege der Zivilisation, die sich anmaßte, ihre Schöpfer beherrschen zu wollen.
Das Wasser steigt. Der Himmel ist grau. Und die Zeit zum Lächeln ist vorbei.



Sehr pathetisch und trist. Wie immer. Irgendwann schaff ich es ja vielleicht, irgendwas zu schreiben, das weder trist noch zynisch ist. Vielleicht.

Freitag, 16. November 2007

Der_Hofnarr_by_Subway_to_Sally

Ich bin bei Hofe hier allein
Ein Witz aus Menschenfleisch
Wenn keiner lacht lach ich mich tot
Und lass mich einfach hängen.

Ich bin der Krone Sonnenschein
Damit sie lacht mit viel Gekreisch
Ich bin der häßliche Pierrot
Auf Königins Empfängen.

Ich bin der Narr der Königin
Sie schlagen mich ans Narrenkreuz
Weil ich der Narr für alle bin.

Ich bin der Spass den Gott sich macht
Die Missgeburt die immer grinst
Mein Buckel bringt den Menschen Glück
Deswegen dieses Lachen.

Als Kind hat man mich hergebracht
Der Vater hat mich umgemünzt
Jetzt bin ich hier am Hof allein
Um allen Spass zu machen.

Ich bin der Narr der Königin...
Ich bin der Spass den Gott sich macht
Wenn keiner lacht lach ich mich tot
Dann werden sie mich hängen hier
Es ist ihr Spass der mir hier droht.

Ich bin der Narr der Königin...

Samstag, 10. November 2007

_Urfaust_oder_wie_ich_die_DB_hasse_

MEPHISTO - RAT

In a cellar once there was a rat
Who lived of lard and butter
She grew and grew and got as fat
As Doctor Martin Luther
The cook put poison down the drain
And soon she felt an awful pain -
As if love's dart had stuck her!
As if love's dart had stuck her!

She twitched as if she'd had a fit
And drank from every puddle
She chewed and scratched and gnawed and bit
Her wits were in a muddle
She jumped till she could jump no more
And very soon lay at death's door -
As if love's dart had stuck her!
As if love's dart had stuck her!


In panic then at break of day
She ran into the kitchen
And by the fireside she lay
In agony a-twitchin'
The cook just laughed and said 'Oh my,
That rat is surely going to die -
As if love's dart had stuck her!
As if love's dart had stuck her!

[Quelle: Programmheft zu Urfaust der Wuppertaler Bühnen]


Hm, was kotzt mich an diesem Stück an? - Die Colaflasche. Man kann's auch ZU modern aufziehen. Ein wenig die Inszenierung, die rennen mir da ein wenig zu viel wie Rumpelstilzchen auf Drogen herum, ohne dass das irgendeinen Sinn zu ergeben scheint bzw. irgendwie lächerlich aussieht. Und die schreien ein wenig arg viel Oo
Was liebe ich an diesem Stück? - Die Kostüme [wobei ich da immer dran denken muss, wie ich die Stoffe mit der Hand gefärbt habe, weil Färben mit der Waschmaschine zu unkalkulierbar und die Stoffe zu klein waren - das waren Zeiten, und ich werde nicht müde zu sagen: noch ein Jahr an der Wuppertaler Bühnen? Klar, jederzeit.], das Bühnenbild, das Licht, die Musik, die Schauspieler, das Stück - kurzum: so ziemlich alles.
Wird ja wohl seine Gründe haben, warum ich es zweimal gesehen und mir sogar die CD gekauft habe.
Die zunehmende Modernisierung und "Vermainstreamung" [Worterfindung? Oo] an Theatern findet nun nicht gerade meinen Beifall. Solange das auf einem gewissen Grad bleibt, find ich's gut, denn nur alte Stücke in alten, unzeitgemäßen Interpretationen aufzuführen - das bringt nichts. Aber ich stelle immer wieder fest, dass das, was derzeit bei Inszenierungen im Kommen ist, Leute, die nicht so oft ins Theater oder in die Oper gehen, abschreckt.
Und damit wollen sie neues Publikum locken?
Würde bei mir nicht funktionieren, wäre ich nicht schon längst dem Theater verfallen.
Sicher, man muss sich auch ein wenig mit dem Stoff auseinander setzen, aber selbst dann schreckt das, was gezeigt wird durchaus auch ab. Auf der Bühne wir quasi nur noch gepoppt, vergewaltingt, gegrunzt, gegröhlt und gestöhnt. Irgendwie verliert das auf Dauer den Effekt. Nicht, dass ich nicht über vulgäre Witze auf der Bühne lachen könnte, aber wenn so ein "Knaller" alle paar Minuten kommt, verliert das etwas.
Gut, man kann sagen, das liegt daran, dass die Stücke so geschrieben wurden.
Spricht nichts dagegen. Und ich bin auch entschieden dagegen, Stücke umzuschreiben, nur damit sie "gesellschaftstauglicher" werden.
Aber was ist mit den neueren Stücken? Sie sind im Puls der Zeit, wenn ich mir so angucke, was man tagtäglich auf VIVA and MTV bewundern kann. Es ist der vulgäre Unterton, der mir anstößt. In allen Stücken, die heutzutage neu interpretiert, an unsere gesellschaftliche und politische Situation angepasst werden.
Was mir an dieser Version von Urfaust besonder gefällt, ist, dass abgesehen von einigen Kleinigkeiten, ein guter Mittelweg eingeschlagen wurde. Faust tänzelt da nicht in Jeans herum, sondern in einem Gehrock/Cut und auch alle anderen sind entsprechend zeitnah gekleidet, was die Rock/Metal-Einlagen mMn viel effektvoller macht. Auch sieht man sofort, dass es sich um ein älteres Stück handelt und dass hier nicht unnötig versucht wird, zu modernisieren, was geht.
Ich würd's mit glatt ein drttes Mal angucken, aber ich glaub, nächstes Mal werd ich mein Budget auf Siroe oder Linie 1 verwenden. Don Pascale und Othello hab ich ja glorreich verpennt. Da morgen Premiere von Siroe ist, werd ich wohl nicht umsonst reinkommen, da die Proben alle gelaufen sind.. Okay, bei einem Preis von 6€ für Schüler und guten Chancen auf gute Plätze ist das nicht tragisch. Linie 1 muss ich unbedingt sehen. Miriam ist nicht nur nett - was man nicht von allen Kostümbildnern sagen kann - sondern hat auch Ideen, die sind so verrückt, aber so verdammt gut. Allein wegen der Kostüme wird es sich lohnen.

Weitere Infos zu Urfaust http://www.wuppertaler-buehnen.de/spielplan/stuecke.php3?Stueck_ID=775&Auffuehrungs_ID=19256
Und dem Spielplan http://www.wuppertaler-buehnen.de/

Ach, und die DB hasse ich, weil die's immer noch nicht auf die Reihe kriegen, den Lokführerstreik zu beenden, meine Bahn nicht kam und die nächste zu spät, so dass ich echt froh war, gerade noch rechtzeitig zur Vorstellung zu kommen und weil ich dank der Verspätung auf dem Rückweg ein taxi vom Bahnhof aus nehmen musste, weil mein letzter Bus schon weg war. Und mal ganz ehrlich: In Schwelm zu Fuß um elf Uhr abends -> nicht gut.

So, die Zeitanzeige ist jetzt vermutlich wieder falsch, es ist 01:31 und es ist mittlerweile SONNTAG, was auch immer sonst da stehen mag -.-